Bergheu – Futter und mehr
Mit Heusuppenrezept von Küchenchef Patrick Wohlfarter
Es duftet, raschelt, knistert und steckt voller gesunder Inhaltsstoffe: das Bergheu von den Almwiesen im Tuxertal. Für die Milchkühe ist es wertvolles Futter, für Kinder ein Naturstoff zum Spielen und für den kreativen Küchenchef im Klausnerhof eine einmalig köstliche Zutat für Speisen. Frieda Klausner hat wieder einmal viele interessante Geschichten zu erzählen!
Bis heute ist das Bergheu in den Hanglagen des Tuxertales nicht leicht gewonnen. Kommt im Tal die Mähmaschine zum Einsatz, sind es an den steilen Bergmahden viele fleißige Hände, die – wie schon vor Jahrhunderten – Sensen und Sicheln schwingen, um noch den letzten Metern das kostbare Futtermittel abzuringen. Es zu Tal zu bringen, wo im Winter die Milchkühe mit dem Bergheu versorgt werden, ist nach wie vor mühsame und manchmal auch gefährliche Arbeit. Aber die lohnt sich, ist Frieda Klausner überzeugt.
Liebe Frieda, dein Mann Martin versorgt ja nach wie vor die Klausnerhof-Milchkühe. Wie wichtig ist dabei das Bergheu?
Das Beste ist natürlich, wenn die Kühe im Sommer auf den Bergweiden sind. Dort fressen sie das nahrhafte, eiweißreiche Gras, das voller gesunder Kräuter ist. Wir merken das sofort, denn der Fettgehalt der Milch steigt während der Almweidezeit deutlich an. Im Winter sind die 40 Stück Vieh, davon 22 Milchkühe, im Gemeinschaftsstall und werden mit dem im Sommer geschnittenen Bergheu versorgt. Von ihnen bekommen wir für das Hotel Klausnerhof Milch, Joghurt und auch Fleisch.
Auf den Wiesen im Tuxertal gibt es zwei Schnitte pro Saison. Der erste Schnitt erfolgt Ende Juni, hier sprechen wir vom Heu. Die Stiele sind lang und grober, das Gras steht hoch. Dieses Heu ist sehr nahrhaft und wirkt sich direkt sehr positiv auf die Milchleistung aus. Der zweite Schnitt steht je nach Wetter rund um den 15. August an, dann mähen wir das Grummet oder Grammat, wie wir sagen. Das ist viel kürzer und feiner. Kühe können mit beiden Qualitäten gleichermaßen gut gefüttert werden.
Heu ist aber auch toll, um damit zu spielen! Welche Möglichkeiten gibt es da für Kinder im Klausnerhof und im Tuxertal?
In der Kinderbetreuung wird ganz viel mit Naturprodukten gespielt und gebastelt, seien es Blumen, Zapfen oder eben auch unser Bergheu. Die Natur können Kinder bei uns wirklich angreifen und begreifen! Eine super Sache ist natürlich das Heuhüpfen. Am Erlebnisweg, der von Hintertux bis nach Lanersbach führt, steht in Madseit der sogenannte Erlebnisstall. In dieser Holzhütte können Kinder nach Herzenslust von oben ins Heu hineinspringen. Eine Riesengaudi und auf jeden Fall viel näher an der Natur-Erlebniswelt der Kinder als jede aufblasbare Hüpfburg!
Du hast uns erzählt, dass das Heumachen bis heute sehr anstrengend ist. Wie das früher war, zeigt 2020/21 eine interessante Ausstellung im Mehlerhaus!
Ja, die Bergmahden sind oft sehr steil und früher gab es keine Maschinen, die man zur Unterstützung einsetzen konnte. Das Heu musste in Heukraxen getragen und oft auf Schlitten ins Tal gefahren werden. Im 300 Jahre alten Mehlerhaus gibt es in diesem und im nächsten Jahr eine sehr interessante Ausstellung mit dem Titel „Frauen in Tux & im Himalaya“. Erika Hubatschek hat das Leben und die bäuerliche Arbeit im Tuxertal von 1942 bis 1959 in Fotografien festgehalten, ihre Tochter Irmtraud hat zwischen 1984 und 2016 im Himalaya zahlreiche Bilder gemacht. Es ist verblüffend, wie sich die Fotos aus den Tuxer und diesen fernen Bergen ähneln! Übrigens kannst du dort alte Fotos von der Bergmahd im Weitental sehen, einem meiner liebsten Wanderziele.
Info: Ausstellung „Frauen in Tux & im Himalaya“ im Mehlerhaus Juns
bis 25.09.2020 Mo und Fr, 13:00 – 18:00 Uhr
25.12.2020 bis 09.04.2021 Fr 13:00 – 18:00 Uhr
Du hast uns sogar ein Rezept mit Bergheu mitgebracht, das vom neuen Klausnerhof-Küchenchef stammt?
Ja, Patrick Wohlfarter, seit Juni diesen Jahres Küchenchef im Klausnerhof, hat mit gesundem Bergheu eine köstliche Suppe gezaubert, die ein ganz besonderes Aroma hat. Patrick stammt aus dem Pitztal; er ist, so wie wir, von Kindesbeinen an mit den Bergen verbunden und legt großen Wert auf die Verwendung regionaler Produkte. Er war Schüler des 3 Hauben-Kochs Martin Sieberer und arbeitete zum Beispiel im „Meinl am Graben“ in Wien und im 5 Sterne Hotel „Almhof Schneider“. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass er unserer Küche ein moderne und zugleich bodenständige Linie verleiht! Die Bergheusuppe können unsere Gäste selbst ausprobieren und natürlich auch zu Hause nachkochen:
Bergheusuppe à la Patrick Wohlfarter
Zutaten
200 g Wurzelgemüse (Karotten, Sellerie, Lauch, Stangensellerie)
1,5 l Wasser
2 große Handvoll frisches Bergheu
2 Lorbeerblätter
2 Zweige frischer Majoran
2 Zweige frischer Thymian
½ Sternanis
4 Pimentkörner
4 Wacholderbeeren
4 Pfefferkörner
2 Nelken
1 Beutel Bio Kamillentee
1 Beutel Assam Tee
1 EL Butterschmalz
50 g Butter
30 g Mehl
Weißwein
Zucker, Salz und Pfeffer
½ l Sahne
100 g Crème fraiche
100 g Mascarpone
Zubereitung
Das Bergheu bei 140 Grad Celsius ca. 40 min im Ofen rösten.
Geschnittenes Wurzelgemüse in Butterschmalz langsam anrösten und mit Weißwein ablöschen. Sobald der Wein komplett reduziert ist, mit Wasser aufgießen. Danach alle weiteren Gewürze zugeben. Sobald das Gewürzwasser aufkocht, das geröstete Bergheu zugeben und bei kleiner Hitze ca. 2 Stunden ziehen lassen. Anschließend durch ein Passiertuch absieben.
Butter in einem Topf aufschäumen, Mehl zugeben und unter ständigem Rühren etwas Farbe nehmen lassen. Anschließend mit dem Heusud aufgießen.
Sahne, Crème fraiche und Mascarpone mit dem Mixer einmixen.
Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken.
Vor dem Servieren eine Flocke Butter einrühren.
Im Bergheu hüpfen, Bergheu verspeisen oder in der Ausstellung im Mehlerhaus einen Heukraxenträger bewundern? Das alles und noch vieles mehr gibt’s im Urlaub im Tuxertal!
Friedas Rezept für Moosbeernocken
Gesundes Superfood aus den Wäldern des Tuxertals
Die alpine Pflanzenwelt bringt allerlei gesunde Kräuter, Pflanzen und Beeren hervor. Zum Superfood aus den Bergen zählt die Heidelbeere, auch Blaubeere oder im Tuxertal Moosbeere genannt. Sie strotzt vor gesunden Inhaltsstoffen und wird gerne in der regionalen Küche verwendet. Heute verrät Frieda das Moosbeernocken-Rezept ihrer Großmutter.
„Man sagt ja oft, dass für alles ein Kraut gewachsen ist. Das stimmt in den Bergen auf jeden Fall“, erzählt Frieda, während sie die frisch gepflückten Heidelbeeren durch ihre Finger kugeln lässt. Und tatsächlich ist es erstaunlich, was in der kleinen, blauen Frucht alles steckt:
- Die Vitamine E und C fördern schöne Haut, beugen der Hautalterung vor und stärken das Immunsystem.
- Die Pflanzenstoffe neutralisieren freie Radikale und stärken das Immunsystem.
- Bestimmte Inhaltsstoffe wirken vorbeugend gegen Krebs und Arteriosklerose.
- Die enthaltenen Gerbstoffe helfen bei Durchfall, hemmen die Vermehrung von Bakterien und Beschleunigen die Heilung von Schleimhautentzündungen.
- Genuss ohne Reue: 100 Gramm Heidelbeeren haben nur 100 Kalorien!
Was gesund ist, darf auch so richtig gut schmecken: Frisch vom Strauch gepflückt, sind wild gesammelte Heidelbeeren würzig, süß und saftig. Auf einem Kuchen sind sie ein Traum für Schleckermäulchen – und Friedas Moosbeernocken sind ohnehin das köstlichste warme Dessert weit und breit.
Hier findest du die begehrten Moosbeeren
Die Heidelbeeren sind die Frücke eines Heidekrautgewächses. Die niedrigen, bis zu 30 Zentimeter hohen, verzweigten Sträucher wachsen gerne auf lockeren sauren Böden. Man findet sie in lichten Nadelwäldern, in Mooren, aber auch auf freien Berghängen. Diese leuchten im Herbst von den sich verfärbenden Moosbeerblättern oft in sattem Rot. Wer nicht an wilde Heidelbeeren kommt, muss sich mit Kulturheidelbeeren begnügen, die zwar größer, aber lange nicht so aromatisch sind.
Heidelbeeren richtig sammeln
Findest du beim Wandern Heidelbeeren, pflückst du diese Frucht für Frucht ab. Als Sammelbehältnis dient am besten eine Trinkflasche oder eine stabile Jausenbox, denn die Früchte sollten keinesfalls gequetscht werden. Ein Plastiksackerl oder eine Papiertüte sind also zum Sammeln ungeeignet. Geübte Sammler, die sich gezielt auf die Suche nach den begehrten Früchten begeben, nützen oft einen Beerenrechen, mit dem das Abernten der kleinen Büsche zügiger geht. Friedas Tipp: „Am schönsten ist es, wenn man sich inmitten von Heidelbeersträuchern auf einen Baumstumpf setzen kann und die Früchte direkt in den Mund wandern!“ Die Blaufärbung von Lippen, Zähnen und Zunge beim Verzehr ist übrigens völlig normal und keinesfalls schädlich.
So gelingen Moosbeernocken ganz bestimmt
„Nach diesem Rezept hat schon meine Oma die Moosbeernocken zubereitet“, berichtet Frieda, „und ich mache das bis heute ganz genau so!“ Also nichts wie hinaus in den Wald, Heidelbeeren sammeln und los geht’s. Wir wünschen gutes Gelingen und guten Appetit!
Zutaten
- 250 g Mehl
- 250 ml Milch
- 2 Eier
- 1 l Moosbeeren (Heidelbeeren)
- 100 g Butter zum Backen
- Staubzucker (Puderzucker) zum Bestreuen
Zubereitung
- Aus Mehl, Milch und Eiern einen glatten Teig anrühren und die Moosbeeren unterheben.
- In einer großen Pfanne Butter erhitzen und mit einem Esslöffel portionsweise Nocken in die Pfanne setzen.
- Die Nocken nicht zu eng zusammensetzen, denn sie gehen beim Backen auseinander.
- Erst auf der einen, dann auf der anderen Seite goldgelb backen (mit Pfannenwender vorsichtig umdrehen).
- Aus der Pfanne heben, am Teller anrichten und mit Staubzucker bestreuen. Fertig!
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